
Wertschätzung ohne Bühne
Wertschätzung ohne Bühne – Wie du dir selbst genügst
Es ist Samstagabend, und ich stehe vorm Spiegel. Ich übe keinen TED-Talk, kein Bewerbungsgespräch, keinen Auftritt. Ich putze mir einfach nur die Zähne. Und trotzdem merke ich, wie ich kurz mein Gesicht checke: zu müde, zu verknittert, zu… egal. Niemand schaut mich an. Niemand wartet auf meinen Auftritt. Nur ich. Und manchmal fühlt sich genau das schmerzhafter an als jeder gescheiterte Bühnenmoment.
Willkommen im Raum zwischen „gesehen werden wollen“ und „mir selbst reichen“.
Warum wir so süchtig nach Wertschätzung sind
Lass uns ehrlich sein: Es geht nicht nur um Likes, Applaus oder Lob vom Chef. Es geht um etwas Tieferes. Um das Gefühl: Ich bin da, und es zählt. Ich werde wahrgenommen. Ich darf existieren, ohne mich dafür dauernd zu beweisen.
Aber hier kommt die unbequeme Wahrheit: Viele von uns warten darauf, dass das von außen kommt, während wir uns innerlich klein halten. Wir zeigen nur die polierte Version, wir relativieren unsere Erfolge, wir beißen Kommentare runter, die uns auf der Zunge brennen. Und am Ende wundern wir uns, warum uns niemand wirklich sieht.
Wie du dir selbst genügst (ohne dich der Welt zu entziehen)
Hier ein paar liebevoll-toughe Tipps aus meinem Zukunfts-Ich:
1️⃣ Hör auf, dich selbst zu ghosten.
Wie oft ignorierst du deine eigenen Bedürfnisse? Dein Körper will Pause, du machst weiter. Dein Herz will Nähe, du tust cool. Deine Meinung ist gefragt, du schweigst. Sichtbar sein fängt nicht auf Insta an, sondern in dem Moment, wo du dich selbst ernst nimmst.
2️⃣ Üb radikale Selbstanerkennung – still, ohne Drama.
Nicht alles muss in einen Post, ein Gespräch oder ein Tagebuch. Manchmal reicht: „Gut gemacht.“ Zu dir selbst. Wenn du einen schwierigen Tag überstanden hast. Wenn du dich entschuldigt hast. Wenn du aufgestanden bist, obwohl alles in dir liegenbleiben wollte.
3️⃣ Erkenne, wo du dich kleiner machst, als du bist.
Achte mal drauf, wann du dich selbst abwertest. „Ach, das war doch nichts.“ „Andere haben es schwerer.“ „Das ist ja selbstverständlich.“ Stopp. Es ist nicht selbstverständlich. Du bist es nicht. Und deine Geschichte auch nicht.
4️⃣ Setz klare Mini-Grenzen.
Sichtbarkeit heißt nicht: Drama-Queen-Modus. Es heißt: kleine, klare Ansagen. „Heute schaffe ich das nicht.“ „Ich brauch kurz Ruhe.“ „Ich möchte, dass das gesehen wird.“ Fang klein an. Es muss kein Manifest sein.
5️⃣ Hol dir Rückspiegel, keine Scheinwerfer.
Menschen, die dich spiegeln, ohne dich anzustrahlen, sind Gold wert. Freund:innen, die sagen: „Ich seh dich, auch wenn du grad struggelst.“ Nicht die, die dich nur feiern, wenn du glänzt.
Du bist keine Bühne. Du bist ein Mensch. Und das reicht.
Ich frage dich: Wo wartest du gerade noch auf Applaus, wo du dir selbst einen leisen, echten Respekt geben könntest? Und was wäre heute ein kleiner Akt der Selbstanerkennung – ganz ohne Publikum?
Spiritualität heißt: Ich seh dich (und mich)
Und weißt du, was oft vergessen wird, wenn wir über Spiritualität reden? Dass sie nichts mit Räucherstäbchen, Retreats auf Bali oder der perfekten Meditationsroutine zu tun hat. Spiritualität beginnt da, wo du echt wirst – mit dir und mit anderen.
Wertschätzung ist in diesem Sinne ein spiritueller Akt. Nicht, weil du dabei „erleuchtet“ bist, sondern weil du bewusst bist. Du bist wach dafür, was in dir und um dich herum lebendig ist. Wenn du dir morgens den Kaffee einschenkst und denkst: „Danke, dass ich mir diesen Moment nehme.“ Wenn du abends beim Abschminken nicht nur deine Mascara wegwischst, sondern auch kurz innehältst: „Danke, Körper, dass du mich heute getragen hast.“
So kannst du Spiritualität leben, ohne dich dafür neu erfinden zu müssen:
✨ Übe Dankbarkeit ohne Kitsch. Nicht nur fürs Große, sondern für den Moment, der gerade da ist.
✨ Sei präsent. Nicht multitasken, wenn jemand dir was erzählt. Nicht schon bei der Antwort sein, während jemand noch spricht. Wertschätzung heißt auch: Ich bin da.
✨ Feiere andere, ohne dich kleiner zu machen. Wenn deine Freundin befördert wird, dein Kollege Erfolg hat, deine Schwester strahlt – feier mit. Nicht aus Pflicht, sondern aus echtem Mitfreuen. Es gibt keinen begrenzten Vorrat an Wert.
✨ Sag’s, wenn du was schön findest. Wir denken oft: Ach, das weiß der andere schon. Weiß er vielleicht nicht. Ein ehrliches Kompliment, ein kurzer Dank, ein „Ich seh, was du machst“ kann mehr bewegen als jede schlaue Theorie.
Am Ende geht’s nicht um Perfektion, sondern um Präsenz. Wertschätzung ist Spiritualität in Turnschuhen. Sie lebt da, wo wir innehalten, hinschauen, danken – ohne große Show, aber mit offenem Herzen.
Also: Wen könntest du heute sehen? Wirklich sehen. Und wem könntest du heute sagen: „Ich seh dich.“?

Wertschätzung & Tarot
Und weißt du, was mir beim Schreiben klar geworden ist? Genau das spiegelt sich auch im Highly Sensitive Tarot.
Ich denke bei der Sechs der Stäbe nicht an den gefeierten Champion vorm Millionenpublikum, sondern an dich, wie du nach einem endlosen Arbeitstag nach Hause kommst, dir Tiefkühlpizza in den Ofen schiebst und beim ersten Bissen denkst: „Okay, ich hab das heute echt gewuppt.“ Kein Insta-Post, kein Schulterklopfen von außen – nur dieser eine Moment: „Ich hab’s verdient, kurz stolz zu sein.“
Die Neun der Münzen? Stell dir vor, du gehst samstags durch deine Wohnung, guckst dich um und denkst: „Das hier hab ich mir alles selbst aufgebaut.“ Nicht Luxus, nicht Bling-Bling. Sondern: die erste selbstgekaufte Pflanze, das Regal, das du aufgebaut hast, das Konto, das nicht mehr im Minus ist. Selbstgenügsamkeit heißt: sich selbst genügen.
Königin der Kelche taucht auf, wenn du nachts auf dem Sofa sitzt, heulend bei irgendeiner dummen Serie, und dich nicht schämst. Du hälst dich selbst aus. Du brauchst niemanden, der sagt: „Ach komm, ist doch nicht so schlimm.“ Du bist da für dich.
Die Mäßigkeit ist, wenn du dir sagst: „Heute mach ich halblang.“ Kein zweites Projekt annehmen. Kein Workout pressen, obwohl du müde bist. Stattdessen Badewanne, Handy aus, Wasser trinken. Balance als Statement.
Sechs der Kelche ist, wenn du dir alte Kinderfotos anschaust und denkst: „Wow, so war ich.“ Und für einen Moment kein Self-Improvement, kein Optimieren – nur liebevolles Erinnern daran, dass du auch mal einfach nur du warst.
Und die Herrscherin? Stell dir vor, du gönnst dir morgens dein Lieblingscroissant, obwohl du „eigentlich sparen“ wolltest, oder du kaufst dir Blumen, nicht, weil jemand kommt, sondern nur für dich. Fülle, ohne Rechtfertigung.
Vielleicht magst du dich selbst fragen:
Was wäre, wenn Wertschätzung nicht immer laut sein müsste – sondern leise, stark und ganz einfach: dein eigener Moment?
Mila

