
Sinn des Lebens
Hör auf, den Sinn im Leben zu suchen. Fang an, ihn zu setzen.
Ich erinnere mich an eine Phase, in der ich jeden Tag mit dieser stillen Unzufriedenheit aufgewacht bin. So ein diffuses Gefühl von: „Da fehlt doch was.“ Ich hab Podcasts gehört, die „große Lebensfragen“ gestellt haben, Dokus geschaut über Mönche, die in Klöstern die Erleuchtung gefunden haben, und natürlich auch ein Orakeldeck besorgt, weil… naja, wenn das Universum schon keine Mails schreibt, dann vielleicht wenigstens spirituellen Karten.
Aber hier kommt das Unangenehme:
All das hat mich nicht weitergebracht. Es war wie ein spirituelles Hamsterrad. Ich suchte Sinn wie andere Leute ihre AirPods. Immer das Gefühl, er müsste doch irgendwo sein. In einem Job mit Impact, in einer Beziehung mit Tiefe, in einem Ort mit Palmen.
Bis ich irgendwann begriffen habe: Der Sinn des Lebens ist nichts, das man lernen, leisten oder produzieren muss. Es ist auch keine Message, die man rausgeben muss. Kein Beruf, kein Purpose-Slogan auf LinkedIn. Es ist nichts, was man erst „verdienen“ muss, nachdem man genug geheilt, genug gewachsen oder genug geschafft hat.
Sinn ist das, was dich erfüllt. Was deine Aufmerksamkeit bekommt. Was du bedeutungsvoll machst, weil du es für bedeutungsvoll hältst. Und das passiert oft unbewusst. Es ist subtil. Täglich. Und manchmal brutal ehrlich.
Viele Menschen glauben, ihr Leben sei sinnlos – und merken nicht, dass sie täglich ihre Aufmerksamkeit auf genau dieses „Sinnlose“ richten. Und ihm damit Sinn geben.
Denn genau das ist die versteckte Wahrheit: Worauf du dich fokussierst, wird zu deinem Sinn.
Wenn du deinem Hund Bedeutung gibst, wird er Teil deines Sinns. Wenn du deinem Business Energie schenkst, trägt es deinen Sinn. Und wenn du dich Tag für Tag mit den Kriegen dieser Welt beschäftigst, dann gehören auch sie zu deinem Lebenssinn – ob du willst oder nicht.
Und manchmal geben wir den falschen Dingen zu viel Raum: Das ständige Drama im WhatsApp-Chat. Die endlose Selbstoptimierung. Die ständige Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Wir denken, das sind nur Gedanken oder Nebenschauplätze – aber in Wahrheit verbringen wir Stunden damit. Reden darüber. Denken drüber nach. Vergleichen uns. Und genau dadurch bekommen diese Themen Gewicht. Bedeutung. Sinn.
Und manchmal liegt das Gefühl von „Sinnlosigkeit“ auch daran, dass man glaubt, man hätte keinen Einfluss. Dass das eigene Leben keine große Geschichte schreibt. Kein Buch, kein Denkmal, keine Millionen Follower. Man steht morgens auf, lebt seine Routinen, meistert seine Herausforderungen und fragt sich abends: „War das jetzt alles? Fällt überhaupt jemandem auf, dass ich hier bin?“
Doch nur weil dein Leben kein Spektakel ist, heißt das nicht, dass es keine Bedeutung hat.
Du wirst nie ganz wissen, in welchen Momenten du für andere Sinn machst. Vielleicht war dein kurzer Blickkontakt an der Supermarktkasse genau der Moment, der jemandem den Tag gerettet hat. Vielleicht ist deine Art, durchzuhalten, eine stille Inspiration für deine Kinder, deine Freund:innen oder Kolleg:innen. Vielleicht bist du in einem Leben der Funke, der bleibt, auch wenn du es nie erfährst.
Drei Fragen, um dich wieder mit deiner stillen Wirkung zu verbinden:
– Welche meiner Eigenschaften sind leise – aber halten mich trotzdem jeden Tag am Laufen?
– Wann habe ich zuletzt jemandem geholfen, ohne es groß zu merken? Ein ehrliches Zuhören. Eine kleine Geste. Ein Lächeln, das blieb.
– Wen habe ich selbst schon als bedeutsam erlebt, obwohl die Person nichts Weltbewegendes getan hat? Warum sollte das bei mir anders sein?
Ich erinnere mich an so einen Moment. Ich saß beim Frauenarzt, es ging um einen neuen Termin. Ich war mitten im Studium, mitten in der Prüfungsphase, der Kopf voll, der Körper unter Strom. Die Sprechstundenhilfe schlug mir einen Termin vor – natürlich genau in der Pruüfungszeit. Ich sagte nur: „Da kann ich nicht. Da hab ich Prüfung.“ Und ich sagte es auf diese schnurrende, schwere Art, wie man spricht, wenn einem schon beim Denken die Schultern runterhängen.
Sie schaute mich an, ruhig, direkt, mit einer Klarheit, die durch jede Deadline schneidet: „Was ist schon eine Prüfung?“
Dieser Satz. Einfach, beiläufig, aber er traf mich wie ein Gong. Und plötzlich wusste ich: Sie hat recht. Es ist nur eine Prüfung. Kein Urteil über mein Leben. Kein Weltuntergang. Wenn es schiefgeht, mache ich etwas anderes. Aber ich lebe. Und das ist das Einzige, was zählt.
Sie hat mir in diesem Moment etwas gegeben, das ich selbst nicht greifen konnte.
Klarheit. Perspektive. Sinn.
Diese Erkenntnis ändert alles: Bedeutung ist kein Geschenk, das vom Himmel fällt. Es ist eine Wahl. Eine ziemlich mächtige. Eine, die du heute, jetzt, in dieser Sekunde triffst. Du bestimmst, was Bedeutung hat. Und damit bestimmst du deinen Sinn im Leben.
Und genau deshalb solltest du achtsam sein, worauf du deine Bedeutung richtest. Gib sie nicht leichtfertig an das, was dich schwer macht. An die Stimme im Kopf, die dich kleinredet. An Ereignisse, die sich wie Weltuntergang anfühlen, es aber nicht sind. Wenn das Leben dich mit Schwere trifft – vor einer Prüfung, einem Jobinterview, einer Trennung – erinnere dich daran: Niemand, der dich bewertet, hat Macht über deinen Wert. Nicht deine Berufung, nicht dein Abschluss, nicht irgendeine äußere Instanz. Du bestimmst, was bleibt. Du bestimmst, was dich ausmacht. Und vor allem: Du bestimmst, was Übermacht hat – und was nicht.
Wenn du dich fragst, was aktuell unbewusst deinen Lebenssinn bestimmt, hilft dir ein einfacher Tipp:
Schreib mal auf, worüber du am meisten sprichst, liest, scrollst oder nachdenkst. Nicht das, was du gerne denken würdest – sondern das, was tatsächlich deine Aufmerksamkeit bekommt. Dort liegt dein gelebter Sinn. Vielleicht unbequem, vielleicht banal. Aber ehrlich.
Du kannst auch deine Woche reflektieren: Wo ging deine Zeit hin? Deine Energie? Deine Gespräche? Das ist dein derzeitiger Sinn. Keine Theorie. Gelebte Praxis.
Und dann frag dich: Will ich, dass das mein Sinn bleibt? Oder ist es Zeit, bewusst neu zu setzen?
Vielleicht willst du deinem Alltag mehr Tiefe geben. Oder deiner Familie mehr Raum. Vielleicht ist es ein kreatives Projekt, das seit Monaten auf dich wartet. Vielleicht bist du dein eigener Sinn, weil du dich selbst endlich wichtig nehmen willst. All das gilt. All das ist erlaubt.
Denn am Ende ist nicht das Leben verantwortlich für deinen Sinn. Du bist es.
Und das ist die eigentliche Freiheit.
Also: Wem oder was gibst du gerade still und heimlich die Hauptrolle in deinem Leben? Und willst du diese Rolle wirklich so besetzen?
Vielleicht ist der Sinn deines Lebens nicht laut. Vielleicht ist er still. Und zart. Und ganz bei dir.
Wenn du lernen willst, dieser Stille wieder zu vertrauen, dann ist mein Buch „Briefe aus dem Universum“ für dich da – als liebevolle Erinnerung an deine innere Wahrheit.
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Mila

