Generation Z vs. Generation X: Ein ehrlicher Blick auf Arbeit, Selbstliebe und Burnout
Ich bin Baujahr 1981. Damit gehöre ich zu den sogenannten Xennials – dieser winzigen Übergangsgeneration zwischen Generation X (1965–1980) und den Millennials (1981–1995). Wir haben noch mit Kassettenrekordern und Festnetztelefonen gelebt – und gleichzeitig die ersten SMS verschickt, die ersten Internet-Cafés besucht und das langsame Einwählen ins Netz ertragen.
Wir kennen beide Welten: die alte Welt, in der Leistung alles war, und die neue Welt, in der Selbstfürsorge alles ist. Und genau deswegen spüren wir den Clash zwischen uns und der Generation Z (geboren ab ca. 1995) so stark.
Denn während wir gelernt haben, dass man sich krank zur Arbeit schleppt, dass Verschlafen ein Kündigungsgrund sein kann und dass man den Ton vom Chef einfach aushalten muss, sagt Gen Z selbstbewusst:
- „Wenn ich krank bin, bin ich krank.“
- „Niemand darf mich anschreien.“
- „Leistungsdruck lohnt sich nicht, wenn alle gleich bezahlt werden.“
- „Ich mache es mir leicht – und wenn es schwer wird, suche ich einen anderen Weg.“
Für uns 40+ klingt das oft nach Faulheit oder fehlendem Biss. Aber wenn man genauer hinschaut, ist es eigentlich das, was wir uns insgeheim immer gewünscht hätten: Respekt, Grenzen und die Erlaubnis, Mensch zu sein.
Generation X und das Leistungsdogma
Unsere Generation – die späten Gen X oder Xennials – wurde mit einem klaren Mantra sozialisiert: Arbeit ist Identität.
- Wer pünktlich ist, zeigt Respekt.
- Wer Überstunden macht, zeigt Loyalität.
- Wer krank trotzdem erscheint, zeigt Stärke.
- Wer Kritik aushält, beweist Professionalität.
Wir haben das alles als Naturgesetze geschluckt. Wir haben uns stolz darauf berufen, „hart im Nehmen“ zu sein. Aber das Ergebnis war oft nicht Aufstieg, sondern Erschöpfung. Viele von uns kennen Burnout, Depressionen oder zumindest die ständige Müdigkeit, die sich einstellt, wenn man jahrelang gegen die eigene Grenze arbeitet.
Das Problem: Wir haben an einen falschen Deal geglaubt. Nämlich: „Wenn du alles gibst, bist du sicher.“ Doch Sicherheit kam nicht. Die Jobs waren unsicher, die Märkte schwankten, Firmen fusionierten, Stellen wurden gestrichen. Am Ende blieben nicht selten die kaputten Körper und Seelen – und das Gefühl, auf die falsche Währung gesetzt zu haben.
Generation Z und die neue Arbeitsmoral
Die Generation Z hat diesen Deal nie geglaubt – weil er längst gebrochen war, als sie in die Arbeitswelt kam.
- Befristete Verträge sind für sie Normalität.
- Globalisierung und Digitalisierung haben gezeigt: Job-Sicherheit gibt es nicht mehr.
- Gleichzeitig sind die psychischen Belastungen durch Social Media, ständige Erreichbarkeit und Vergleichbarkeit extrem hoch.
Deshalb haben sie von Anfang an gelernt, ihr Kapital woanders zu suchen: bei sich selbst.
Für Gen Z ist es selbstverständlich, Grenzen zu setzen:
- 🤒 Krank? Dann zuhause bleiben. Gesundheit geht vor.
- 🧭 Job ohne Sinn? Kein Bock. Nur Geld reicht nicht.
- 🙅♀️ Chef schreit dich an? Tschüss. Respekt ist Pflicht.
- 📊 Ergebnis zählt, nicht Stunden absitzen.
- ⏰ Überstunden? Nein danke. Freizeit ist genauso wichtig wie Arbeit.
- 📱 Flexibel arbeiten = Standard. Homeoffice, freie Zeiten, digital first.
Das wirkt auf uns manchmal arrogant. Aber eigentlich ist es nur konsequent: Wenn der Markt keinen Schutz mehr bietet, schützen sie sich selbst.
Licht und Schatten – beide Generationen im Vergleich
Die Stärken der Generation X
- Ausdauer: Wir können durchziehen.
- Loyalität: Wir halten zu Teams, auch wenn es stürmt.
- Verbindlichkeit: Wir sagen zu – und wir liefern.
Die Schattenseiten der Generation X
- Selbstverleugnung: Wir haben gelernt, unsere Bedürfnisse zu ignorieren.
- Härte: Wir sind stolz darauf, Dinge auszuhalten, die uns eigentlich schaden.
- Angst vor Fehlern: Fehler waren Makel, die man unsichtbar machen musste.
Die Stärken der Generation Z
- Grenzen: Sie kennen ihren Wert und lassen sich nicht billig kaufen.
- Transparenz: Sie sprechen über Psyche, bevor es kippt.
- Flexibilität: Sie suchen neue Wege, statt sich zu verbeißen.
Die Schattenseiten der Generation Z
- Bequemlichkeit: Manchmal verwechseln sie „leicht machen“ mit „sich drücken“.
- „Grenzen“ können als Schutzschild benutzt werden. Statt zu sagen: „Ich will das nicht, weil es mir zu viel ist“, klingt es manchmal wie: „Ich mache es einfach nicht, weil Selfcare.“
- Zukunftsangst: Trotz Abgrenzung leiden sie unter Dauerstress – durch Klimakrise, Social Media, Vergleichbarkeit.
Burnout – nur anders verteilt
Burnout ist kein Generationen-Exklusivproblem. Aber es zeigt sich unterschiedlich:
- Generation X: Burnout durch Überlastung. Durchziehen, immer mehr leisten, niemals ausfallen dürfen.
- Generation Z: Burnout durch Dauerbeschallung. Social Media, ständige Erreichbarkeit, moralischer Druck („Machst du genug?“).
Beide brennen aus – die einen am System, die anderen an der Endlosschleife aus Vergleichen und Erwartungen.
Was wir voneinander lernen können
Das Spannende: Wir stehen genau dazwischen. Wir Xennials sind alt genug, die Disziplin und Tiefe mitzunehmen – und jung genug, die Selbstfürsorge der Gen Z zu verstehen.
Die Frage ist: Welche Mischung trägt uns wirklich?
- Von uns bleibt: Verbindlichkeit, Tiefe, Verantwortung.
- Von ihnen sollten wir übernehmen: Grenzen, Respekt, Gesundheit vor Leistung.
So entsteht ein neues Arbeitskonzept: Liefern, aber mit Ladegerät.
Ein Arbeitsvertrag mit dir selbst
Die Lektion, die ich mir – Baujahr 1981 – mitgenommen habe:
Mein Wert ist nicht mein Output. Disziplin ist wichtig, solange sie mir dient, nicht mich verbrennt. Und Respekt ist keine Verhandlungssache.
Vielleicht brauchen wir alle einen neuen Arbeitsvertrag mit uns selbst. Drei Zeilen reichen:
- Was nehme ich aus der alten Arbeitskultur mit, weil es mich stark macht?
- Was übernehme ich von der Gen Z, weil es mich schützt?
- Welche klare Regel greift, wenn ich krank, müde oder überfordert bin?
Es geht nicht um richtig oder falsch
Am Ende geht es nicht darum, die eine Generation über die andere zu stellen. Es geht darum, zu erkennen, dass wir alle nur Kinder unserer Zeit sind – geprägt von Regeln, die irgendwann sinnvoll waren, aber heute nicht mehr tragen. Wir haben Leistung zu lange mit Wert verwechselt. Gen Z verwechselt manchmal Leichtigkeit mit Verantwortung. Aber irgendwo dazwischen liegt ein Konzept, das uns gesund, wirksam und frei macht.
👉 Und du? Woran wirst du morgen merken, dass du nichts mehr beweisen musst – sondern nur noch das ablieferst, was wirklich zählt? Und was, wenn Arbeit nicht härter, sondern leichter werden müsste, um wertvoll zu sein?
Mila
P.S: Wir sind nicht „schuld“, dass wir an das Leistungsdogma geglaubt haben. Aber jetzt ist es Zeit, unser eigenes Konzept zu schreiben.
Das Bild im Blog stammt aus meinem Buch Briefe aus dem Universum. Darin findest du 66 Briefe, die dich dabei unterstützen, zwischen den Welten zu leben – klarer, leichter und mit mehr Vertrauen in dich selbst.


