
Zwischen Himmel und Erde: Mein Weg als Feinsinnige
Es gibt Worte, die bleiben an einem kleben wie ein Parfum, das man nie ganz loswird. Bei mir war es „feinsinnig“. Ich erinnere mich noch genau, wie mir das jemand zum ersten Mal sagte – halb bewundernd, halb fragend. Ich lächelte, aber innerlich dachte ich: Heißt das jetzt, ich bin zu empfindlich? Oder soll das eine Stärke sein?
Heute, viele Jahre später, weiß ich: feinsinnig zu sein bedeutet für mich, mit einem Bein fest auf der Erde zu stehen und mit dem anderen im Unsichtbaren zu tanzen. Zwischen Himmel und Erde eben.
Feinsinn als Geschenk – und als Herausforderung
Als feinsinnige Frau nehme ich Dinge wahr, die andere oft übersehen. Ein Blick, der nur eine Sekunde zu lange dauert. Ein Raum, der „leer“ wirkt, obwohl er voller Menschen ist. Oder dieses Ziehen im Bauch, wenn jemand „Es geht mir gut“ sagt, und alles in mir schreit: Nein, tut es nicht.
Das ist eine Gabe, ja. Aber es kann auch anstrengend sein. Denn während andere scheinbar ungestört durch ihren Alltag rauschen, bleibe ich hängen. An Stimmungen, an Zwischentönen, an unausgesprochenen Dingen. Ich bin wie ein Radio, das immer ein bisschen mehr Sender empfängt als nötig.
Und manchmal frage ich mich: Ist das Segen oder Fluch?
Das erste Mal wirklich begriffen, was meine feinen Sinne bedeuten, habe ich in meiner Coaching-Ausbildung bei Dr. Migge. Bis dahin lebte ich in dem Glauben: Alle nehmen die Welt doch so wahr wie ich. Doch in den vielen Praxisübungen mit rund zwanzig anderen Teilnehmern kam der Aha-Moment – ein echter Gänsehautmoment. Plötzlich sah ich schwarz auf weiß, wie unterschiedlich unsere Realitäten sind. Meine inneren Bilder waren klar, bunt, tief – während andere ihre Wahrnehmung ganz anders beschrieben. Ich spürte sogar, dass manche meine Bilder irritierten, ja sogar Angst machten, weil sie Feinsinn reflexartig mit Instabilität gleichsetzten. Und natürlich möchte jeder nach außen stabil wirken.
In diesem Moment wurde mir klar: Sensibilität und Feinsinn sind nicht Schwäche, sondern Kraft. Für andere vielleicht ein Trigger – für mich ein Schlüssel. Diese Erkenntnis war ein Gamechanger. Ich verstand: meine Empathie, mein feines Hören und Sehen zwischen den Zeilen, ist nicht Last, sondern Geschenk.
Und genau das ist mein Vorteil als Coach und Wegbegleiterin. Ich begleite Menschen dorthin, wo sie ihre eigene Intuition wiederfinden. Ich helfe ihnen, sie von der Angst zu unterscheiden, damit sie ihrem Weg vertrauen können. Denn während sie reden, höre ich, was sie fühlen. Während sie zweifeln, sehe ich, wer sie wirklich sind. Das ist die Kraft des Feinsinns – und die Brücke, die ich für andere baue.
Zwischen den Welten
Ich habe schon früh gespürt, dass mein Platz nicht nur hier, in der sichtbaren Welt ist. Gleichzeitig war ich nie diejenige, die sich in Räucherstäbchen und Engelsflügeln verlieren wollte. Spiritualität hat für mich nur dann Wert, wenn sie alltagstauglich bleibt. Wenn ich sie in meinen Familienkalender eintragen kann, zwischen Zahnarzttermin und Mädelsabend.
Genau das ist mein Weg geworden: Brücken bauen. Zwischen Himmel und Erde. Zwischen sichtbar und unsichtbar. Zwischen der Sprache der Seele und der Sprache des Alltags. Mir wurde immer wieder gesagt, ich hätte die Gabe, Spiritualität so zu erklären, dass auch die „erdigen“ Menschen nicken können. Nicht weil ich es aus Büchern zitiere – sondern weil ich es übersetze in etwas, das wir alle fühlen: Zweifel, Sehnsucht, Mut, Klarheit.
Hochsensibilität trifft Feinsinn
Viele setzen Feinsinn mit Hochsensibilität gleich. Für mich ist das verwandt, aber nicht identisch. Hochsensibilität heißt, dass mein Nervensystem feiner eingestellt ist. Dass mich ein lautes Einkaufszentrum in Minuten erschöpfen kann. Feinsinn bedeutet für mich mehr: dass ich nicht nur sensibel reagiere, sondern dass ich tiefer „lese“. Wie zwischen den Zeilen eines Buches, das andere gar nicht öffnen.
Und ja, das kann einsam machen. Denn während andere über Smalltalk lachen, spüre ich manchmal nur die Leere dahinter. Während andere weiterlaufen, bleibe ich bei diesem einen Gefühl, das ich nicht loslassen kann.
Aber genau darin liegt auch der Schlüssel:
Feinsinn macht nicht schwach – er macht wahrnehmungsstark.
Alltag als feinsinnige Frau – meine 5 wichtigsten Tipps
Natürlich wäre es romantisch, zu sagen: Ich schwebe einfach zwischen Himmel und Erde, und alles fügt sich. Die Realität? Ich habe Job, Familie, volle To-Do-Listen. Und genau da zeigt sich, wie ich mit meinem Feinsinn umgehen muss, damit er mich nährt statt erschöpft.
Hier sind meine 5 persönlichen Strategien:
1. Mini-Pausen statt Auszeiten
Ich habe lange auf den perfekten „freien Tag“ gewartet, um aufzutanken. Heute weiß ich: drei Minuten bewusstes Atmen im Auto vor dem Supermarkt wirken Wunder. Feinsinn braucht nicht viel Zeit, er braucht kleine Räume.
2. Eigene Grenzen ernst nehmen
Nur weil ich spüre, was andere brauchen, heißt das nicht, dass ich es sofort erfüllen muss. Ich übe täglich, bei mir zu bleiben. Mein Feinsinn ist ein Kompass – nicht ein Lieferdienst.
3. Erdung durch Rituale
Spiritualität fliegt schnell weg, wenn sie nicht geerdet wird. Für mich ist ein einfacher Spaziergang barfuß im Garten oft heiliger als jede Meditation. Himmel und Erde gehören zusammen.
4. Gefühle benennen
Wenn ich wahrnehme, dass „etwas nicht stimmt“, hilft es, Worte zu finden. „Ich spüre, du bist traurig“ ist ehrlicher als Schweigen. Sprache macht den Feinsinn leichter tragbar.
5. Den Raum wählen
Nicht jeder Mensch, nicht jede Gruppe ist gut für mich. Kleine, vertrauliche Räume tun mir besser als große, laute. Mein Feinsinn braucht Menschen, die zuhören statt bewerten.
Warum mein Thema „Zwischen den Welten“ heißt
Es gibt Tage, da fühle ich mich wie eine Übersetzerin – und ich liebe diese Rolle. Aber das bedeutet nicht, dass ich jeden Menschen automatisch „lese“. Im Gegenteil. Gerade wenn ich mit Freunden im Café sitze oder Zeit mit meiner Familie verbringe, will ich genau das nicht. Dann will ich einfach nur da sein, lachen, zuhören, reden – ohne meinen Feinsinn ständig auszuleben. Diese Momente sind für mich heilig, weil ich sie unbeschwert genießen kann. Mein Feinsinn ist wie ein Instrument, das ich bewusst stimme und auch wieder zur Ruhe bringe. Er läuft nicht permanent auf voller Lautstärke, und das ist auch gut so.
Einige Menschen haben anfangs Angst, mit mir zu reden – nicht nur, weil sie denken: Sie erkennt mich doch, bevor ich überhaupt gesprochen habe. Sondern auch, weil sie wissen, dass ich als spirituelle Begleiterin und Tarot-Readerin arbeite. Allein dieses Wissen löst bei manchen Ängste aus – vor Psychologie, vor Hellsinnen, vor zu viel Wahrnehmung.
Aber so ist es nicht. Ich habe gelernt, meinen Feinsinn bewusst einzusetzen – und bewusst auch wieder loszulassen. Im Alltag bin ich nicht die Coachin, sondern Freundin, Tochter, Kollegin. Ich gehe nicht automatisch auf alles ein, was ich spüre. Nur wenn jemand mich wirklich darum bittet, wenn er oder sie mich als Coach bucht, öffne ich diesen feinen Kanal ganz.
Das ist mir wichtig zu sagen: Ich helfe nur dann, wenn ich darum gebeten werde. Nicht ungefragt, nicht nebenbei. Genau das macht meinen Feinsinn zu einem Werkzeug, das ich gezielt einsetzen kann – und nicht zu etwas, das andere fürchten müssen.
„Zwischen den Welten“ – so habe ich mein Thema genannt, weil es mich selbst nicht mehr loslässt. Alles, was mir guttut, was ich für mich entdecke – mein Buch, meine Praxis, meine Karten – wird automatisch auch zu etwas, das anderen hilft. Genau darin liegt der Zauber: Mein Feinsinn baut Brücken, meine Intuition übersetzt. Ich erkläre Spiritualität so, dass auch die Bodenständigsten nicken statt die Augen zu verdrehen. Ich finde Worte für Dinge, die eigentlich wortlos sind. Und ja – ich liebe es, mich mit dem Unsichtbaren zu beschäftigen. Das macht mir Spaß, kitzelt meine Neugier und schenkt mir diese Momente, in denen sich neue Türen öffnen.
Und aus genau diesem Feinsinn heraus habe ich auch das Highly Sensitive Tarot und mein Buch „Briefe aus dem Universum“ entwickelt. Karten waren schon immer mein Medium – nur dass ich lange lieber mit Orakelkarten gearbeitet habe. Tarotkarten dagegen haben mir oft Angst gemacht. Diese alten, teilweise düsteren Bilder, die nach Mittelalter, Strafe und Schicksal rochen – sie passten einfach nicht zu meiner Welt. Ich wollte das ändern. Ich wollte ein Tarot erschaffen, das nicht einschüchtert, sondern ermutigt. Ein Tarot, das im Hier und Jetzt zu uns spricht – modern, im Jahr 2024 angekommen.
Das Highly Sensitive Tarot ist genau daraus geboren: aus dem Wunsch, die Schwere abzuschütteln und den Feinsinn ins Licht zu stellen. Denn wenn wir mit dem Universum kommunizieren, suchen wir keine Drohungen, sondern Impulse, die uns weitertragen. Die Schattenseiten kennen wir selbst nur zu gut. Was wir brauchen, sind Botschaften, die uns erinnern: Du bist auf dem Weg. Du kannst vertrauen. Du bist nicht allein.
Feinsinnig zu sein heißt nicht, irgendwo „dazwischen“ festzuhängen. Es heißt, die Verbindung zu halten. Himmel und Erde, Kopf und Herz, Sichtbares und Unsichtbares.
Was ich mir wünsche
Manchmal träume ich davon, dass wir Feinsinnigen uns nicht mehr fragen, ob wir zu empfindlich sind. Sondern dass wir lernen, diese Feinfühligkeit als Stärke zu leben. Als Geschenk. Als Beitrag zu einer Welt, die so oft nur auf Lautstärke hört.
Denn vielleicht ist es genau das, was unsere Zeit gerade braucht: Menschen, die nicht nur sehen, sondern fühlen. Menschen, die die Zwischentöne nicht übergehen. Menschen, die den Mut haben, ihre Wahrnehmung ernst zu nehmen.
Und vielleicht – nein, ziemlich sicher – bist du eine davon.
Genau diese Freude am Unsichtbaren,
dieses neugierige Erforschen zwischen den Welten, ist längst zu meinem Weg geworden. Und es ist auch das, was ich weitergebe. Im Spirit Growth Circle üben wir, die eigenen Feinsinne bewusst zu nutzen – geerdet, klar und in Mini-Schritten. Dort entsteht ein vertrauter Raum, in dem du deine Intuition stärken, Angst von innerem Wissen unterscheiden und deine ganz eigene Brücke zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem bauen kannst.
👉 Mehr dazu hier: Spirit Growth Circle – vielleicht genau das, was dich gerade ruft.
Und vielleicht ist das die eigentliche Aufgabe von uns Feinsinnigen: diese Verbindung sichtbar zu machen. Für uns selbst. Und für die Welt.
Mila
